Planung, Umsetzung und Pflege der neuen Infrastruktur

Nachdem ich durch einen Storag-Ausfall inklsuive Datenverlust zu einem ungeplanten Relaunch gezwungen war, setze ich nun mein Hobby Projekt fort und habe mir ein paar Gedanken gemacht, wie ich meine kleine Infrastruktur wieder aufbaue. Ich werde die Struktur und die Gründe für meine Entscheidungen hier kurz anreißen, aber diesen Beitrag zukünftig ein wenig ergänzen, um ihn aktuell zu halten. Die Meinungen zur Umsetzung sind sicherlich unterschiedlich, aber mir dient es als Dokumentation und der eine oder andere kann vielleicht die eine andere Information gebrauchen.

Wer nur einen Web- und Mailserver benötigt und den Aufwand gering halten möchte, der greift zu den fertigen Angeboten eines der vielen Anbieter hierfür. Ich möchte aber möglichst viel Flexibilität, Dinge selbst entscheiden und festlegen können und dabei noch etwas lernen. Primär benötige ich nur Web- Mail- und XMPP-Server, aber auch die notwendigen DNS Server möchte ich selbst betreiben.

Die Wahl der Distribution

Bisher habe ich CentOS 6 eingesetzt, welches inzwischen recht eingestaubt ist. Eine Aktualisierung auf CentOS 7 war für mich ebenfalls keine Option, da mir Debian 8 inzwischen deutlich besser gefällt, aktuellere Pakete und eine größere Paketauswahl bietet. Zumindest bin ich beim Betrieb anderer Debian Installation deutlich seltener auf Probleme gestoßen, die durch fehlende oder alte Pakete verurascht wurden. Außerdem ist Debian bei mir zu Hause aufgrund diverser Raspberry Pis inzwischen deutlich in der Überzahl, was die Administration der übrigen Server ein wenig vereinheitlichen sollte.

Domain-Registrar und DNS Server

Meine Domains habe ich inzwischen zu INWX umgezogen, da diese erstens die Verwendung eigener DNS Server ermöglichen und zweitens DNSSEC unterstützen. Den notwendigen Dnskey muss man zwar (noch) per Mail übermitteln, da dies aber nur selten notwendig ist, sehe ich darin kein Problem.

Einer der DNS Server läuft (noch) bei active-servers, der zweite bei Hetzner. Als DNS Server setze ich PowerDNS mit einer klassischen Master-Slave Konfiguration und AXFR ein. Alternativ bestünde die Möglichkeit, die DNS-Server mit einer Datenbankreplikation zu synchronisieren. Zur Verwaltung setze ich Poweradmin in Version 2.1.8 ein, welches zwar noch nicht als stable released wurde, aber bereits fehlerfrei DNSSEC unterstützt.

Mailserver

Aus gutem Grund habe ich mich nicht sofort von active-servers verabschiedet. Mein alter Mailserver lief dort und ich wusste, dass meine IP Adresse auf keiner Blacklist ist. Sollte man einen neuen Mail-Server planen oder einen bestehenden umziehen, muss erstens an die Reverse-DNS Einträge, eventuelle SPF-Records und an eine Blacklist Prüfung gedacht werden. Bei einigen Hostern kann es vorkommen, dass der „Vorbesitzer“ der IP Adresse (meist unbewusst) eine Spam-Schleuder betrieben hat.

Ich setze Dovecot und Postfix jeweils mit einem PostgreSQL Backend ein. Gestützt und Verwaltet wird das ganze durch den VirtualMailManager, auf den ich vor Jahren gestoßen bin und immer noch sehr mag. Domains, Konten, Aliase und andere Einstellungen lassen sich bequem über die Konsole verwalten. Eine grafische Oberfläche besitzt der VirtualMailManager nicht, das ist in meiem Fall aber auch nicht nötig.

Für die Überprüfung der E-Mails auf Spam und Viren setze ich, wie viele andere auch, ClamAV und Spamassassin ein. Im Unterschied zum alten Server setze ich dank der hilfreichen Beiträge von Thomas Leister hierfür nun amavis ein, was für mich eine saubere und übersichtliche Lösung ergibt.

Nachdem SPF, DKIM und DMARC wieder vollständig eingerichtet und konfiguriert sind, ist das nächste große Thema, das ich angehen möchte, die Erreicheiner einer höheren Verfügbarkeit. Einen zweiten Mailserver (sprich SMTP-Server als 2. MX) einzusetzen, ist einfach. Viel interessanter finde ich die zusätzliche Synchronisation von Dovecot (dsync) und der VMM-Datenbank (PostgreSQL Replikation), wodurch eine gewisse Ausfallsicherheit erreicht werden kann.

Webserver

Ein Server mit etwas mehr Leistung bildet bei mir den Webserver, um diesen Blog, Feedreader, ownCloud und ein paar kleinere Webanwendungen und statische Webseiten zu beherbergen. Hier setze ich ganz klassisch den Apache Server ein, da ich mit dessen Konfiguration recht vertraut bin. Als performanter Nachfolger wird ja gerne nginx empfohlen. Das ist auch für mich eine interessante Option, wenn ich einmal die Zeit zur Migration habe.

Backups

Wie ich erst kürzlich feststellen musste, darf man bei Backups wohl nur sich selbst vertrauen. Momentan habe ich Server bei active-servers und Hetzner. Bei active-servers besteht gegen Aufpreis die Möglichkeit, täglich ein VM-Backup ausführen zu lassen. Bei Hetzner besteht diese Möglichkeit nicht, es kann entweder manuell ein Snapshot erstellt werden oder Backup-Speicherplatz dazugebucht werden. Ich vermute, dass Hetzner seine Storages ein wenig besser im Griff hat als active-servers, aber um auf Nummer Sicher zu gehen, führe ich dateibasierte inkrementelle Backups mit rsnapshot auf einem Strato vServer ausreichendem Speicherplatz aus.

Monitoring

Bei dem Thema komme ich momentan etwas schleppend voran. Ich möchte distribtued Monitoring einsetzen, da ich auch meine Geräte zu hause überwachen möchte. Bisher habe ich hierfür Shinken eingesetzt, was mir einen zentralen Punkt für die Konfiguration, Mail-Versand und Einsicht in die Status der Server geboten hat. Für die Überwachung der heimischen Geräte konnte dann ein Raspberry Pi eingesetzt werden. Ähnliches schwebt mir jetzt auch vor, allerdings auf Basis von Icinga2, welches ich aufgrund des anderen Konzepts im Gegensatz zu allen anderen nagioiden Systemen sehr spannend finde.

Motivation

Warum eigentlich dieser hohe Aufwand? Natürlich würde ich auch ohne all diese Dinge überleben können und eine E-Mail Adresse bei einem entsprechendenn Anbieter würde natürlich ebenso gut funktionieren. Wenn ich eine entsprechende Internetanbindung hätte, würde ich sogar (fast) alle Dienste bei mir zu Hause betreiben, was sogar einen noch höheren Aufwand bedeuten würde. Ein Grund ist der Datenschutz. Natürlich liegen in diesem Fall die Daten quer in Deutschland verteilt, aber wenigstens gibt es hier keine Automatismen, die meine Daten algorithmisch durchsuchen, auswerten oder weitergeben. Der zweite Grund ist meine Neugier und der Wunsch, etwas dazuzulernen. Ich lerne am besten etwas, wenn ich es selbst mache.

3 Gedanken zu „Planung, Umsetzung und Pflege der neuen Infrastruktur

  1. Moin Finn,

    kannst du mehr zur Replikation von Dovecot (dsync) schreiben? Wie sind deine Erfahrungen in Umgang mit Webmanagementsoftware, Stichwort Plesk? Ich finde Plesk hat zu viel Code, Floxlor ist relativ schlank, da fehlen mir aber diverse „Module“.

    Gruß

    • Hallo,

      Nein, leider noch nicht. Das Thema steht aber auf meiner Agenda und wird angegangen, wenn der ganze Rest wieder zuverlässig läuft.

      Plesk habe ich früher mal eingesetzt. Nachdem ich mich aber von Plesk verabschiedet hatte, erschien mir vieles einfacher. Für Mail setze ich ja VMM ein und ein Apache VirtualHost ist auch mit wenigen Zeilen konfiguriert.

  2. Hallo Finn,

    kannst du inwx empfehlen? Habe meine Domains derzeit bei Strato und finde es etwas ungünstig, dass ich die TTL nicht festlegen kann – einen eigenen DNS-Server will ich eigentlich gar nicht betreiben 🙂

    Danke & Gruß
    Julius

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